🧭 Seekrankheit – warum sie jeden treffen kann & wie du sie besiegst
Von Torben Weber – Skipper, Ausbilder & Gründer von Segeln macht glücklich
Einleitung
Wenn es ein Thema gibt, über das kaum jemand gerne spricht, dann ist es Seekrankheit.
Jeder hofft, dass es ihn nicht erwischt – und doch kann es jeden treffen:
- Anfänger
- Fortgeschrittene
- Profiskipper
- Berufskapitäne
- und ja… auch mich selbst damals auf meinen ersten Törns 😅
Seekrankheit ist kein Zeichen von Schwäche.
Es ist ein völlig normaler, biologischer Prozess deines Gehirns – und das Gute ist:
➡️ Du kannst lernen, sie zu kontrollieren oder sogar komplett zu vermeiden.
⚓️ Was ist Seekrankheit eigentlich?
Seekrankheit gehört zur Gruppe der Bewegungskrankheiten (Kinetosen).
Sie entsteht durch einen Konflikt zwischen:
- Gleichgewichtsorgan (Innenohr)
- Augen
- Körperwahrnehmung
Wenn dein Gehirn widersprüchliche Signale erhält, denkt es:
„Hilfe, Gift im Körper – ich muss mich schützen!“
Das führt zu typischen Symptomen:
- flauer Magen
- Müdigkeit
- Kältegefühl
- Blässe
- Schweiß
- Schwindel
- Übelkeit
Je früher du die Signale erkennst, desto besser kannst du gegensteuern.
Quelle:
➡️ Deutsches Ärzteblatt – Kinetosen: https://www.aerzteblatt.de/archiv/
➡️ UKSH Medizinisches Zentrum – Reisekrankheiten
🌊 Warum trifft Seekrankheit sogar erfahrene Segler?
Weil der Körper nicht immun wird, sondern trainiert wird.
Es kann sogar passieren, dass du 20 Jahre lang nie Seekrank warst –
und dann plötzlich bei schwerer See einen schwachen Moment hast.
Gründe:
- Schlafmangel
- Stress oder Nervosität
- leerer oder überfüllter Magen
- ungewohnter Seegang
- fehlende Routine
- Dehydrierung
Selbst der berühmte Weltumsegler Sir Robin Knox-Johnston sagte einmal:
„Seekrank war ich oft, aber nie lange.“
🧨 Die gefährlichsten Fehler bei Seekrankheit
Viele versuchen das Falsche:
❌ Ins Innere des Schiffs verkriechen
❌ Horizontal hinlegen
❌ Auf Displays oder Seekarten starren
❌ „Wird schon“ ignorieren
❌ Stark riechende Speisen essen
Das verschlimmert die Lage.
🔵 Die besten 11 Tipps gegen Seekrankheit
(Erprobt aus hunderten Seemeilen Ausbildung & Törns)
1. Immer nach draußen, immer nach vorne schauen
Der Blick zum Horizont stabilisiert das Gehirn.
2. Frühzeitig melden (nicht erst, wenn es zu spät ist!)
Ich als Skipper sehe es oft früher als du.
3. Leichte Kost vorher
Z. B. Banane, Salzstangen, Zwieback.
4. Nie nüchtern – nie übervoll
Beides triggert Übelkeit.
5. Ingwer
Ob Kaubonbons, Kapseln oder Tee – wirkt wirklich.
6. Viel trinken
Dehydrierung verstärkt Symptome.
7. Frische Luft
Sofort 50 % besser.
8. Arbeiten an Deck
Wenn du beschäftigt bist, hat dein Gehirn keine „Kapazität“ für Übelkeit.
9. Medikamente
(Bei schweren Fällen)
➡️ Vomex A
➡️ Scopolamin-Pflaster (verschreibungspflichtig!)
Quelle:
Apotheken Umschau – Seekrankheit: https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/seekrankheit/
10. Schlaf & Regeneration
Müdigkeit ist einer der stärksten Auslöser.
11. Die richtige Position
Best place on a yacht:
➡️ Mitte des Schiffs
➡️ tiefster Punkt
➡️ nah am Schwerpunkt
😅 Meine persönliche Anekdote
Bei meinem allerersten Törn als Anfänger segelten wir raus bei frischem Wind,
und mein Gehirn dachte sich wohl: „Was zur Hölle passiert hier?“
Nach einer Stunde:
- blass
- schwitzig
- nicht mehr ganz so stolz 😄
Aber:
➡️ Danach nie wieder ernsthaft Seekrank.
➡️ Und heute bringe ich meinen Schülern genau bei, wie man sie im Griff behält.
Warum?
Weil Seekrankheit dich nicht zu einem schlechten Segler macht —
aber die richtige Strategie macht dich zu einem besseren.
🧭 Wann Seekrankheit gefährlich werden kann
In seltenen Fällen:
- ständiges Erbrechen → Dehydrierung
- keine Flüssigkeit bleibt drin → Kreislaufprobleme
- Crew handlungsunfähig → Sicherheitsrisiko
➡️ Dann MUSS der Skipper eingreifen.
➡️ Und ich tue es IMMER frühzeitig.
🧡 Fazit
Seekrankheit ist kein Drama, kein Makel und schon gar kein Grund, nicht segeln zu gehen.
Sie ist ein Teil des Lernprozesses – wie Knoten, Wenden oder Anlegen.
Und das Wichtigste:
Mit der richtigen Vorbereitung, der richtigen Einstellung und einem guten Skipper an deiner Seite
ist Seekrankheit kein Hindernis – sondern nur eine Phase.


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